Die TikTok-Leidenschaft eines 78 Jahre alten Filmemachers

Clemens Klopfenstein (Foto: Kaethe17Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0)

Ich bin ja sowieso begeisterter Hörer des Filmmagazins Vollbild auf Deutschlandradio Kultur. Aber das kommt nicht so oft vor: Die erste Ausgabe dieses Jahres ist nun schon gut einen Monat alt und ich kann immer noch nicht aufhören, über diesen einen Beitrag nachzudenken. Genau genommen über das Interview von Patrick Wellinski mit dem zu diesem Zeitpunkt 78 Jahre alten Schweizer Filmemacher Clemens Klopfenstein. Der ist durch die Zusammenarbeit mit einem aus Jemen Geflüchteten an TikTok geraten – und ist begeistert. Alte Filme, neues (Bild-)Format, aus ihrem einstigen Kontext herausgelöste Szenen – das klingt für viele Purist*innen sicherlich wie der Untergang des Abendlandes. Aber nicht für Clemens Klopfenstein. Er sieht darin sogar die Zukunft des Erzählens. Das (ab 04:15 min) und mehr:

„Vater des schweizer Autorenkinos: Clemens Klopfenstein Retro in München“ – Vollbild auf Deutschlandfunk Kultur, 07. Januar 2023

Und wenn man genauer darüber nachdenkt, dann überrascht es eigentlich gar nicht mehr so arg. Denn wer sich mit dem Kino der Nouvelle Vague und von Jean-Luc Godard verbunden fühlt, der sollte eigentlich auch auf TikTok zahlreiche Anknüpfungspunkte finden. Denn etwa die etwas holprig anumetende Machart oder der ruppige Schnittstil sind Dinge, die Filme/Videos aus beiden Ecken rein formal eint. Und Godard selbst saß gegen Ende seines Schaffens auch nur noch im Schnittraum und hat dem gefröhnt, was Plattformen wie TikTok zu so tollen kreativen Spielplätzen werden lässt: Remixkultur.

Langer Blogpost, kurzer Sinn: Diese Begeisterung für Neues aufrecht zu erhalten, ist super inspirierend. Clemens Klopfensteins Experimente auf TikTok laufen hier.